Dreiundvierzig. Vierundvierzig. Kann nicht mehr, kann nicht mehr, kann nicht mehr. Die Lunge schmerzt, trotz des Adrenalins. Sechsundvierzig. Siebenund… Die Last rutscht ihm aus den Händen, einfach so, und klatscht auf den Waldboden. Die feuchte Plastikfolie ist schuld. Der Regen ist schuld. Sie ist schuld. An allem. Miststück. Elendes Miststück. Er greift in die Außentasche des Anoraks, schaltet die Taschenlampe ein, macht kehrt und stapft zurück zum Auto, um den Spaten aus dem Kofferraum zu holen.


Ellen Rausch schwor sich als junge Frau, nie wieder in die Kleinstadt in der Eifel zurückzukehren, in der sie geboren und aufgewachsen war. Jetzt ist sie 49 und am Ende. Herausgekrochen aus dem schwarzen Loch namens Depression, arbeitslos, mittellos, allein. Also nimmt die einst gefeierte Hamburger Starreporterin den Job bei einem Provinzblatt in ihrer Heimatstadt Lärchtal an, wohnt im verwahrlosten Haus ihrer toten Eltern am Waldrand, schreibt über Schützenehrungen und Pfarrfeste – und stößt auf einen Vermisstenfall, den die Polizei längst zu den Akten gelegt hat: Vor 16 Jahren verschwand eine Arzthelferin spurlos, die Ermittlungen wurden nach nur vier Tagen eingestellt. Als Ellen Rausch die Spur aufnimmt, ahnt sie nicht, welche Konsequenzen es hat, sorgsam gehütete Kleinstadtgeheimnisse zu lüften.