Ein öffentlicher Platz. Die heilige Agatha ist nackt. Ihre Haut ist so weiß wie Porzellan. Mit ihren zarten, schmalen Händen bedeckt sie ihre Scham. Sie hat die Augen gen Himmel gerichtet. Sie ist fast schon im Himmel. Der Folterknecht nimmt eine riesige Zange aus dem Feuer…
Alejandro kennt das Gemälde. Als Kind konnte er nicht einschlafen, wenn er sich an das Ölbild erinnerte.

Fünf Jungen. Vor dem Gemälde mit der heiligen Agatha stehen fünf kleine Jungen. Sie tragen kurze Hosen, die knapp über den mageren Knien enden, dazu weiße Hemden mit kurzen Ärmeln. So weiß wie die Haut der heiligen Agatha. Jeder von ihnen trägt eine rote Fliege. So rot wie das Blut der heiligen Agatha. Sie grinsen verlegen in die Kamera. Nur einer nicht. Der zweite von rechts schaut ganz ernst. Traurig. Schwermütig. Der zweite Junge von rechts ist er: Alejandro.


Eine ehemalige Zuckerfabrik in Andalusien, heute Sitz von CleanContent. Hier arbeitet Alejandro. Der Kunsthistoriker säubert das Netz vom digitalen Giftmüll, von Pornographie und Hass und Gewalt. Als sich seine Kollegin Maria umbringt, wird Alejandro klar, dass sein Job lebensgefährlich ist. Marias Abschiedsbrief und ein Foto, das immer wieder auf seinem Bildschirm auftaucht und das Alejandro aus seiner Kindheit kennt, führen ihn zu dunklen Geheimnissen aus dem Spanien der Franco-Diktatur, als die katholische Kirche noch allmächtig war. Geheimnisse, die mehr mit ihm und seiner Familie zu tun haben, als Alejandro ahnt. Gemeinsam mit seiner Schwester Felipa und Pater Daniel macht sich Alejandro auf die Suche nach der Wahrheit. Bald bekommen sie zu spüren, wie gefährlich ihr unsichtbarer Gegner ist: Er hat die Macht, in die Seelen der Menschen zu dringen…